Liebe Leser,
wie wohl ganz viele unter Euch ging ich in der Annahme ins Bett, dass mit Hillary Clinton erstmals eine Frau das Weiße Haus erobern würde. Vorhersagen, Blitzumfragen und das große Heer der Experten stimmte mich entsprechend zuversichtlich. Außerdem war ihr Bill ein cooler Präsident. Sowas müsste beim Wahlvolk doch ziehen?
Aber weit gefehlt. Der Wähler mochte Frau Clinton zwar, doch das komplizierte Wahlsystem in den USA mochte lieber den Milliardär Donald Trump. Ich bin da ganz ehrlich. So richtig verstanden habe ich das System der Wahlmänner nicht. Denn mal bekommt der Sieger in einem Bundesstaat alle Stimmen, dann wieder nicht. Macht aber auch nichts, denn als Normalbürger musste nur zwischen ihr und ihm unterschieden werden.
Frauen an die Macht?
Wahrscheinlich hat Hillary die Wahl nicht verloren, weil sie eine Frau ist. Oder doch? Die USA sind ein relativ junger Staat, gemessen an der Entstehungszeit des Alten Europa, von dem immer wieder gerne gesprochen wird. Vielmehr, so denke ich, mag Amerika sie schlicht nicht. Sicher, sie hat immer tapfer zu ihrem Bill gehalten. Sie hat ihn erst Gouverneur, später Präsident werden lassen. Doch das zählt nicht. Nicht in einer Gesellschaft, die sich die absolute Ehrlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat.
Schon der Einzug der Obamas vor acht Jahren war für viele US-Bürger ein Schock. Jedenfalls für die, die aus der weißen Elite stammen. Dort herrschen teilweise noch antiquierte Werte. Sprich: Du darfst dann etwas in diesem Land werden, wenn du weiß bist und ein Mann.
Unzufriedene Männer
Daran krankt auch das amerikanische Weltbild. Okay, Trump hat im Wahlkampf mächtig auf die Kacke gehauen. Aber das ist normal. Unsere Politiker machen das auch. Zwar nicht so derbe und brutal wie er, doch sie machen es. Es gab einen gewissen Franz Josef Strauß. Die älteren Jahrgänge unter Euch werden sich sicherlich noch an ihn erinnern. Er war für seine derben Reden im Bundestag bekannt und gefürchtet, doch die Menschen in Bayern liebten ihn abgöttisch. Selbst Kanzlerkandidat wurde er...
Doch zurück zur Tagespolitik: Relativ klar wurde Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Dank der weißen, unzufriedenen Mittelschicht und geschürten Ängsten vor fast allem auf dem Planeten. Trumps erste Aufgabe wird es daher sein, das Land zu einen. Dieser Weg wird ein schwerer sein. Unmöglich ist es jedoch nicht. Wahlverliererin Clinton hat bereits eine mögliche Zusammenarbeit signalisiert.
Geht jetzt die Welt unter?
Was bedeutet die US-Wahl eigentlich für uns? Nach einer ersten Mütze voll Schlaf konnte zumindest bewiesen werden: Die Erde existiert noch, die Sonne ist wieder aufgegangen und die Vorboten der Apokalypse kamen auch noch nicht vorbei. - Kann noch werden. Dieses Szenario habe ich in den vergangenen Tagen auch sehr häufig gehört. Mittlerweile kann ich darüber lächeln. Aber auch nur den Kopf schütteln. Jedenfalls über diese Mitmenschen, die sich einen Kopf machen, ohne wirklich Ahnung zu haben. Sauer aufgestoßen ist mir vor der US-Wahl die Einteilung der Kandidaten in gut (Clinton) und böse (Trump). Ich denke für eine solche Klassifizierung fehlen uns Normalos einfach die Hintergrundinfos. Und mal ganz ehrlich: Auch morgen früh werde ich mit dem Kaffee in der Hand in der Küche sitzen und beim Frühstück der lieblichen Stimme des Nachrichtensprechers folgen, mir das Maul über irgendwelche Meldungen zerreißen und anschließend zur Arbeit gehen.
Es wird also sein, wie immer...
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