Dienstag, 17. November 2015

ARTE und Abchasien

Liebe Leser,

ich gucke eigentlich nicht viel fern. Den deutsch-französischen Spartensender Arte eigentlich schon gar nicht. Doch gestern Abend kam ich zu einer Unzeit nach Hause. Alle guten und sehenswerten Filme und Serien liefen bereits oder waren beendet. Gleiches galt auch für die montäglichen Magazine auf den Privaten. Also blieb mir nur eine Möglichkeit um den Abend fernsehtechnisch zu beenden: Mit Zapping!

Gesagt getan.

Zufällig blieb ich dabei auf Arte hängen. Gezeigt wurde eine Dokumentation mit dem wohlklingenden Namen "Domino". 
Dabei ging es um das Leben des abchasischen Sportministers und seiner angeheirateten russischen Ehefrau. Dieser Teil des Films war eigentlich recht nebensächlich, kennt man diese Art von Geschichten doch auch aus anderen Teilen der Welt. Viel interessanter war der Einblick in eine mir völlig unbekannte Welt. Nur mal zur Einordnung: Abchasien liegt zwischen Russland und Georgien am Schwarzen Meer. Laut Völkerrecht gehört die Teilrepublik zu Georgien. Doch im Bürgerkrieg 1993 erklärte sich diese Region für unabhängig. Doch statt im Anschluss einen neuen, blühenden Staat aufzubauen, interessierte sich niemand, außer Russland für die Existenz dieses Landes. Nur eine Hand voll Staaten haben Abchasien überhaupt anerkannt. 

Jedenfalls ist dieser kleine Staat (rund 100.000 Einwohner) verarmt und über weite Strecken zerstört. In der Dokumentation waren die Zerstörung durch den Krieg jederzeit allgegenwärtig. Ich weiß nicht warum, aber immer wieder wurden Bilder vom Bürgerkrieg gezeigt, mit all seinen schönen "Highlights". 
Die Liebesgeschichte zwischen dem Sportminister und seiner Frau geht übrigens gut aus. Auch wenn sie ihn zwischenzeitlich verlässt, kommt sie am Ende wieder um nicht in Rostow am Don zu leben sondern in der Hauptstadt Abchasiens. Hollywood hätte es nicht besser schreiben können.

Warum ich diesen Post über diese Dokumentation überhaupt verfasse? Eine wirklich gute Frage, deren Antwort ich selber nicht kenne. Vielleicht waren es die erschütternden Kriegsbilder, die mich nachdenklich gemacht haben. Vielleicht waren es auch die Bilder dieser bitterarmen Menschen, die für eine tolle Sache gekämpft haben und nun von einem noch größeren Übel (aus ihrer Sicht) abhängig sind. Vielleicht war ich auch einfach nur geschockt, das so viel Armut irgendwo in Europa möglich ist. Ja, Europa, denn Georgien gehört dazu.


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